Christbäume in "Ausbildung"
Harald Jöhr aus Weinfelden baut Christbäume an
Die einen überragen einem über zwei Köpfe, andere sind zarte 15 Zentimeter klein. Auf Harald Jöhrs Hof wachsen 7'500 Christbäume. Ein Besuch des Landwirten.
Christbaumproduzent Harald Jöhr.
Die einen überragen einem über zwei Köpfe, andere sind zarte 15 Zentimeter klein. Auf Harald Jöhrs Hof wachsen 7'500 Christbäume. Ein Besuch des Landwirten.
Weinfelden Auf drei Hektaren pflanzt Harald Jöhr seit 2008 Nordmann- Rot- und Blautannen an und ist damit einer von 500 Christbaumproduzenten in der Schweiz, welche auf einer Fläche von 600 Hektaren rund eine Million Bäume anbauen. Viele der Christbaumproduzenten gehören der IG Suisse Christbaum an. Ein Kreis von Personen, welche schlussendlich für weihnachtliche Erinnerungen mit der Familie in den Stuben sorgen. Auch Harald Jöhr ist Teil der IG, besuchte schon diverse Kurse und erweiterte sein Wissen durch den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Harald Jöhr ist gelernter Zimmermann. Während der Zweitausbildung zum Landwirt erfuhr er von einem Mitschüler, dass dieser eine Christbaumkultur bewirtschaftet. Platz war da, die Zeit konnte er sich irgendwie einräumen und das Fachwissen lernte er mitunter bei der Mitarbeit bei seinem Kollegen. «In den ersten fünf Jahre nachdem ich die ersten Bäume gepflanzt hatte, kaufte ich Christbäume von Schweizer Produzenten ein und vertrieb diese über unseren Hof», sagt Jöhr. So konnte er sich vor dem ersten Schnitt bereits einen Kundenstamm aufbauen. Denn: «es dauert sechs bis zehn Jahre, bis ein Christbaum gehauen werden kann.» Und kostet dann soviel wie ein Blumenstrauss, ergänzt er lächelnd. Zwischen dem Setzen des Bäumchens bis zum Verkauf vergehen nicht nur Jahre, sondern auch Hunderte von Arbeitsstunden. Angefangen mit dem Rausmähen des Rasens zwischen den Reihen. Nach fünf Jahren werden die Äste zwanzig Zentimeter ab Boden abgenommen. Dazu werden die Bäume bei Bedarf in Form geschnitten. Im Frühling wird an jeden der Mitteltriebe einen sogenannten Vogelstab gesetzt, so dass dieser nicht abknickt, wenn sich ein Vogel daraufsetzt. Denn wenn dieser abbricht, geht der Baum ein.
Die Christbäume für zwei Grossverteiler sind bereits ausgeliefert. Die restlichen werden ab Hof verkauft. Ab dem 15. Dezember kommt dabei Weihnachtsfeeling pur auf. Denn die Halle neben der Christbaumanlage wird feierlich in ein Raclettestübli verwandelt. Eine Auswahl an Bäumen steht bereit - Wer mag, kann durch die Baumalleen flanieren und sich seinen Baum gleich selbst auswählen. «Ein schönes Ritual für die ganze Familie», sagt Harald Jöhr, der selbst Familienpapi ist.
«So viele Bäume fällen für wenige Tage oder Wochen? Wir holen uns lieber einen Plastikbaum, der paar Jahre hält», denkt so manche und mancher. Für Bäume aus dem Ausland mag der Gedanke stimmen. In der Schweiz leisten die heranwachsenden Nachwuchs-Christbäume aber so einiges. Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet während der Wachstumszeit von über zehn Jahren bis zu 145 Tonnen Co2 und produziert gleichzeitig bis zu 105 Tonnen Sauerstoff. Ohne die Tradition würden die Flächen anders genutzt werden. Viele Tierarten lieben dazu die Kulturen als Rückzugsort. Singvögel nisten in den Christbäumen und Feldhasen und Igel nutzen die Kulturen als willkommener Unterschlupf. «Mit dem Kauf eines Plastikbaums tut man der Natur keinen Gefallen. Das zur Plastikherstellung verwendete Erdöl ist bekanntlich sehr umweltschädlich», so Harald Jöhr. Er spricht von einem natürlich Kreislauf: «Die Christbäume werden nach den Feiertagen kompostiert und werden wieder zur Erde.»
Von Desirée Müller
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