Informierten gemeinsam in Weinfelden: Irene Heggli (Alzheimer Thurgau), Bea Brenner (Schweizerisches Rotes Kreuz), Roger Mathis (Leiter Altersheim Weinfelden) Christine Engel und Isabel Simbürger (Aufsuchende Demenz-Beratungsstelle). ⋌Werner Lenzin
23.10.2024 09:11
Hilfe für an Demenz Erkrankte und deren Angehörigen
Im Alterszentrum Weinfelden informierten am vergangenen Montagabend die vier Institutionen «Alzheimer Thurgau», «Aufsuchende Demenz Beratungsstelle Thurgau», «Schweizerisches Rotes Kreuz Thurgau» zusammen mit der «terzStiftung» über ihr Angebot. Die Ausführungen der verschiedenen Referentinnen stiessen bei den Anwesenden auf grosses Interesse.
Weinfelden Der Kanton Thurgau verfügt über ein vorbildliches Angebot im Zusammenhang mit der Beratung, Begleitung und Unterstützung von Menschen, die an Demenz erkrankt sind, aber auch für deren betreuende Angehörige. Diese wertvollen Dienstleistungen, alle nahe dem Menschen, stellten die Institutionen anlässlich eines öffentlichen Vortrags im Rahmen der Kampagne «Würdevolles Leben mit Demenz im Thurgau» im Alterszentrum Weinfelden am vergangenen Montagabend der Öffentlichkeit vor. Vier weitere Vorträge an verschiedenen Orten im Thurgau werden folgen. Dabei bietet sich den teilnehmenden Zuhörerinnen und Zuhörern die wohl einmalige Möglichkeit, die vier Institutionen kompakt zusammen kennenzulernen, Fragen zu stellen und allenfalls unentgeltliche Beratungsgespräche zu vereinbaren.
Persönlich und einfühlsam
Die Kampagne der terzStiftung, welche der Kanton massgeblich unterstützt, hat zum Ziel, die Dienstleistungen noch besser bekannt zu machen, welche die verschiedenen Institutionen anbieten, die im Thurgau zu Fragen von Demenz beraten und mit wertvollen Dienstleistungen unterstützen. «Selbstverständlich gehören auch die Spitex und Pro Senectute zu den wertvollen und wichtigen Institutionen, die Beratung und Hilfe bei Demenz anbieten. Es ist eine zeitliche und programmtechnische Entscheidung, dass sie nicht auch dabei sind», erklärt René Künzli, Projektleiter und Ehrenpräsident der terzStiftung. «Bei uns leben insgesamt 130 Menschen, ein Teil von ihnen sind an Demenz erkrankt, die, um sie zu schützen, in einer geschlossenen Wohngruppe leben», sagt Roger Mathis, Leiter des Alterszentrums Weinfelden, bei der Begrüssung der über 30 Anwesenden. Gemäss René Künzli ist es das Ziel der Kampagne, die Demenzkrankheit zu verstehen und zu wissen, worauf zu achten ist. «Wir sind bedacht darauf, das Thema entstigmatisierend, persönlich und einfühlsam zu behandeln», hob Künzli hervor. Weitere wichtige Punkte sind für ihn, den Angehörigen aufzuzeigen, wie wichtig der achtsame Umgang mit den eigenen Kräften ist und welche Entlastungsmöglichkeiten bestehen.
Angebote für Betroffene und Angehörige
«Demenz ist ein Oberbegriff für über 100 verschiedene Erkrankungen, welche die Funktion des Gehirns beeinträchtigen», erklärt Irene Heggli (Alzheimer Thurgau). Betroffen sind dabei das Denken, das Gedächtnis, die Orientierung und die Sprache. Die Referentin erklärt, auf welche Art einer Person ihre Erkrankung mitgeteilt wird. Symptome von Demenz sind beispielsweise, dass Bezeichnungen von Alltagsgegenständen und deren Funktionen den Erkrankten nicht mehr gegenwärtig sind. Desorientiertheit in Zeit und Raum gehören zu den auffallendsten Merkmalen, wie auch ungewöhnliche Veränderungen im Verhalten. Hegglis Empfehlung: «Beim Auftreten erster Symptome sollte jemand, der den Verdacht auf Demenz hat, zur Ärztin oder dem Arzt gehen und sich untersuchen lassen.» Sie hebt hervor, dass nichts die Krankheit «Demenz» wieder verschwinden lässt, aber der Entwicklungsprozess der Krankheit kann durch geeignete Massnahmen verlangsamt werden. Aufgezeigt wird den interessierten Zuhörendenden auch die breite Palette von Angeboten für Menschen mit Demenz und deren betreuende Angehörigen. Dazu gehören Ferienwochen, das Café Vergissmeinnicht, unentgeltliche Beratung, Schulungsangebote, Gesprächsgruppen und vieles mehr.
Entlastung ist die richtige Entscheidung
«Wir betreuen bis zum heutigen Zeitpunkt lediglich von Demenz betroffene Menschen, die zuhause wohnen und sind kein Notfalldienst», hob Isabel Simbürger von der aufsuchenden Demenzberatung hervor. In den sechs Bezirken des Kantons sind acht Demenzberaterinnen tätig. Ihr Ziel ist es, Unterstützung zu leisten, so dass ein möglichst langer Verbleib zuhause möglich ist und dabei die Entlastung der pflegenden Angehörigen sichergestellt wird. Dabei steht ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot zur Verfügung. Laut Bea Brenner sind die Angehörigen mit dem Rotkreuz-Notruf zuhause und unterwegs stets in guten Händen. Als Ergänzung dazu ist neu eine SRK-Kontaktperson im Einsatz. Als weitere Angebote nennt sie den Rotkreuz-Fahrdienst und die Entlastung für pflegende Angehörige. «Diese leisten einen unschätzbaren Dienst und deswegen entlasten wir sie in der Betreuung, damit sie wieder etwas Zeit für sich haben und Kraft tanken können», sagt die Vertreterin des Schweizerischen Roten Kreuzes. Dessen Dementia Care ist ein spezieller Entlastungsdienst und im Auftrag des Kantons betreibt das Schweizerische Rote Kreuz auch eine Fachstelle für das Alter. Ergänzend bringt der Besuchs- und Begleitdienst Menschen zusammen und ein Lehrgang für pflegende Angehörige beinhaltet alles Wichtige rund um die Pflege. Das Fazit des Abends: «Die Beratungs- und Entlastungsdienste für pflegende Angehörige sind für alle die richtige Entscheidung.»
Von Werner Lenzin