Beat Krähenmann (links) und Edwin Stier lancierten die Sozialprojekte. Kurt Peter
09.01.2025 09:37
Freude am Teilen ist erwacht
Jährlich unterstützt die katholische Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen ein neues Projekt
Die Sozialprojekte der katholischen Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen sind Bestandteil des Pastoralraumkonzepts. Die Grundlage der Projekte ist nachhaltige Hilfe vor Ort in Verbindung mit persönlichen Kontakten.
Kreuzlingen «Ein wichtiges Ziel ist die Diakonie. Darunter verstehen wir, dass das Evangelium nicht nur verkündet werden soll, sondern dass wir unser kirchliches Leben auch danach richten wollen», erklärt Kirchgemeindepräsident Beat Krähenmann. Dabei gebe es noch Potenzial, um in diesem Ziel noch besser zu werden. «Denn dort, wo katholische Kirche drauf steht, soll christliches Handeln drin sein».
Erstes Projekt für Ukraine
Ein Teil dieser Ausrichtung sind die von Beat Krähenmann und Pfarrer Edwin Stier ins Leben gerufene Sozialprojekte. «Das erste Projekt wollten wir ursprünglich in Tansania umsetzen, doch die aktuelle Lage im Februar 2022 brachte es mit sich, helfend in der Ukraine tätig zu werden», kann sich Edwin Stier erinnern. Damals flohen Klosterfrauen mit Kindern aus den Karpaten nach Kreuzlingen. Die Kirchgemeinde brachte die Gruppe im Stefanshaus unter. «Die Spendenbereitschaft der Bevölkerung war riesig», freut sich Beat Krähenmann noch heute über die Aktion. Mit dem Geld konnte die durch eine Bombardierung zerstörte Energieinfrastruktur des Frauen- und Waisenhauses in der Ukraine wieder aufgebaut werden.
Das zweite Projekt der katholischen Kirchgemeinde diente dann der Unterstützung des Waisenhauses Enjivai in Tansania. «Die Kreuzlingerin Rita Strasser hielt als Präsidentin des Vereins Orphanage Enjivai im Ulrichshaus einen Vortrag über ihr afrikanisches Projekt», so Beat Krähenmann. Eine Vorschule mit Wohngelegenheit, Kleidung, Hygiene und Essen werden den Kindern geboten. «Die Schützlinge kommen aus sozial schwachen Familien, sind teils Waisen oder Halbwaisen», ergänzt Edwin Stier.
Für die Ärmsten der Armen
Das Ziel der Sozialaktion war die Finanzierung der laufenden Mietkosten, speziell Lebensmittel und Strom, die Beschaffung von Kleidern und Schulmaterial sowie die Löhne der Angestellten. Es ging aber auch um angemessene medizinische Versorgung und die notwendige Arztbesuche. Wichtig war die Beschaffung eines Backup-Systems für eine zuverlässige Stromversorgung. Profitieren von der Aktion konnte das Waisenhaus ach für spezielle Anlässe an Weihnachten und Ostern.
«Hilfe für die Ärmsten der Armen» ist nun das Ziel des aktuellen Sozialprogramms in Vietnam. Das Projekt profitiert von persönlichen und langjährigen Kontakte von Edwin Stier in das Land. In den Bergen Mittelvietnams leben viele Menschen, die in der Region heimisch sind, sie haben ihre eigenen Traditionen, Geschichte und besondere Verbindung zur Natur. «Leider haben sie es sehr schwer und leben in grosser Armut», betont Edwin Stier. Das neue Sozialprojekt unterstützt die Kreuzliebenden Schwestern Phan Tiet, die sich um diese Menschen kümmern.
Schule, Medizin, Essen
«Der Erlös aus unserem Sozialprojekt fliesst in den Aus- und Neubau des Zentrums der Ordensschwestern», so Edwin Stier. Sie haben eine ganz besondere Schule für die Kinder in den Dörfern gegründet. «Die Kinder dürfen nicht nur lernen, sondern auch viel Spass haben», betont Edwin Stier. Es sei ein Ort voller Freundschaft, Lachen und Abenteuer. «Die Schwestern tun ihr Bestes, damit sich die Kinder wohlfühlen». Nicht nur die Kinder profitieren von der Arbeit der Schwestern: «Sie teilen Lebensmittel für die Bedürftigen aus, sie sorgen sich um Medikamente, Pflege und Wundversorgung».
Grosses Engagement
Die Sternsinger des Pastoralraums Kreuzlingen werden dies Jahr unter dem Motto «Erhebt Eure Stimmen, helfen Sie mit uns Kindern in Vietnam» und unterstützen so das Sozialprojekt. «Und damit helfen wir gemeinsam denjenigen, die durch alle Netze fallen», wie Edwin Stier die Arbeit des Pastoralraumkonzepts beschreibt. Beat Krähenmann betont, dass die Spenden vollumfänglich den Projekten zu Gute kommt, dass keine Verwaltungskosten entstehen.
Auch unter den Mitarbeitenden sei das Engagement gross: «Die Freude am Teilen ist erwacht», so beschreibt es Edwin Stier. Die unter der Leitung von David Perez stehende sozialdiakonische Dienst der Katholischen Kirchgemeinde habe zudem das Ziel, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen und ihnen eine Anlaufstelle zu bieten. «Durch verschiedene Angebote soll die soziale Integration und die Lebensqualität gefördert werden», sagt Beat Krähenmann. Und für Pfarrer Edwin Stier ist dies eine «leise Hilfe, im Hintergrund, ohne gross die Trommel zu rühren. Bei den Sozialprojekten hingegen sind wir laut und und preisen sie an».
Von Kurt Peter