Das Kernkomitee gegen das Parkhaus (vl.): Hans Forster, Fabian Neuweiler, Xaver Dahinden,
24.10.2024 05:00
«Das Pulver ist verschossen»
Überparteiliches Komitee setzt sich gegen das Parkhaus am Hafenbahnhof ein
Das geplante Parkhaus am Hafenbahnhof steht sinnvolleren und dringenderen Projekten im Weg, ist zu teuer und belastet den Finanzhaushalt. Die Stadtbusse sind in Tägerwilen gut aufgehoben und Parkplätze für die Pädagogische Hochschule können einfacher zur Verfügung gestellt werden. Das sind einige Argumente der Parkhausgegner.
Kreuzlingen Am Dienstagnachmittag präsentierte das überparteiliche Komitee seine Argumente gegen das Vorhaben, welches am 24. November zur Abstimmung kommt. «Im Kernkomitee setzen sich Vertreterinnen und Vertreter aus FDP, SVP, Freie Liste und Grüne gegen das Parkhaus am Hafenbahnhof ein», begrüsste Fabian Neuweiler zur Medienkonferenz. Xaver Dahinden ging in seinem Votum auf die Verkehrssituation am geplanten Standort Hafenstrasse ein. «In der Botschaft wird diese als problemlos dargestellt. Dies entspricht aber nicht den Tatsachen», sagte er. Diese Anlage an einer Hauptverkehrsachse mit 16'000 Fahrzeugen täglich werde noch mehr Probleme schaffen. «Noch mehr Fahrzeuge, noch mehr Chaos», brachte er es auf den Punkt. Es sei auch davon auszugehen, dass noch mehr Fussgänger die Hafenstrasse überquerten und zu weiteren Behinderungen führen.
Kostet nichts, stimmt nicht
Alexander Salzmann betonte, dass die Mehrkosten seit dem letzten, vom Gemeinderat zurückgewiesenen Projekt, unverhältnismässig gestiegen seien. «Die Stadtbusse können in der Tägerwiler Halle bleiben, auch die Chauffeure sagen, das es reicht». Die Behauptung, dass das Parkhaus nichts koste stimme einfach nicht: «Der Parkierungsfonds ist nur ein buchhalterisches Konstrukt und kein Bargeld». Der Bau des Parkhauses von fast 20 Millionen Franken «geht vollständig in die Verschuldung der Stadt und damit wird die Finanzlage noch angespannter». Angesichts der noch kommenden Investitionen von 200 Millionen Franken sprach Alexander Salzmann von «Pulver, das der Stadtrat und auch der Gemeinderat bereits verschossen haben».
Auch Séverine Schindler war der Meinung, dass die Stadtbusse in Tä-gerwilen bleiben können, es sogar noch mehr Platz gebe und die Miete verhältnismässig günstig sei. Für sie sei klar: «Ein Parkhaus am Hafenbahnhof hat keine entlastende Wirkung auf den Kiesplatz beim Schifffahrtshafen». Die Gehdistanz nach Konstanz, zur Bodensee-Arena oder zum Sportplatz Klein Venedig sei zu gross. «Die Leute wollen ihren Parkplatz vor dem Haus». In der stadträtlichen Botschaft vermisse sie eine sachliche und differenzierte Gesamtschau. Das Projekt dürfte in der Volksabstimmung hoffentlich chancenlos sein, durch die zu erwartende Niederlage werde die politische Stimmung unnötigerweise verschlechtert.
Parkplätze unter den Boden
«Die Pädagogische Hochschule hat gebaut, ohne die erforderlichen Parkplätze nachzuweisen», ärgerte sich Jost Rüegg. Jetzt würden die Schrebergärten entlang der Hafenstrasse entfernt und ein Kiesplatz als provisorischer Parkplatz erstellt. Für Jost Rüegg gibt es eine Lösung: «Vor 15 Jahren wurde ein Tiefgaragenprojekt unter der Festwiese vorgestellt doch dieses ist in der Schublade verschwunden». Dabei könne dieses als «Siegerprojekt» bezeichnete Vorhaben wieder reaktiviert werden, meinte er. «Das wäre eine gute Lösung, die Festwiese könnte frei von Autos gemacht und umgestaltet werden». Beim Parkhaus Hafenbahnhof sprach er von einem «völlig verfehlten oberirdischem Projekt. Parkplätze gehören unter den Boden», hielt er fest.
Für Fabrizio Ribezzi war klar, dass «das Parkhaus unter der Festwiese so oder so kommt. Zudem wurde das Projekt eines Parkhauses an der Seestrasse als gut taxiert. Aber nichts ist geschehen». Er war der Meinung, dass das Parkhaus am Hafenbahnhof nur dann gebaut werden kann, «wenn wir sehen, dass es dringend wird». Dass in der Stadt ein Investitionsstau existiere stimme: «Viele grosse Projekte liegen auf dem Tisch, das Stimmvolk kann mit einem Nein zum Parkhaus Hafenbahnhof den Stadtrat aus dem Schlamassel ziehen».
Umzug mit Kostenfolge
Dass der zuständige Stadtrat Ernst Zülle jetzt plötzlich mit einem Asbestproblem in der Tägerwiler Halle komme, nerve ihn, so Fabian Neuweiler. In keiner Kommission, in keiner Botschaft sei dies je ein Thema gewesen. Mit Asbest werde neu argumentiert, weil «dem Stadtrat die Felle davonschwimmen», war Fabian Neuweiler überzeugt. Ausserdem sei es sicher nicht das Problem der Stadt Kreuzlingen, wo die Stadtbusse untergebracht seien, sondern Angelegenheit von Betreiber Eurobus. Thematisiert werden müsse auch der vorzeitige Heimfall der Liegenschaft an der Dammstrasse. Wenn PostAuto AG tatsächlich in das Parkhaus Hafenbahnhof umziehe, werde der Baurechtsvertrag vorzeitig aufgelöst, «mit Kostenfolgen von 300'000 bis 400'000 Franken».
Von Kurt Peter